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Welche Rolle spielt Shared Mobility beim Klimawandel?
Sharing for Future
7 Juni, 2022 von
MOQO


Der Straßenverkehr ist einer der größten Sünder, wenn es um CO²-Emissionen geht. Und die müssen im Kampf gegen die Klimakrise dringend reduziert werden. Der Umstieg auf Elektromobilität allein scheint nicht ausreichend, eine umfassende Verkehrswende muss her. Welche Rolle spielt Shared Mobility dabei – und wie nachhaltig ist diese?

Die Worte des Weltklimarats in ihren jüngsten Berichten klingen alarmierend, auch wenn sie nicht überraschend sein dürften. Nach derzeitigem Stand könnte die 1,5°-Grenze schon 2026 erstmalig überschritten werden, und damit deutlich früher als in vorherigen Berichten erwartet. Diese Grenze steht für das Ziel, das fast alle Staaten der Weltgemeinschaft 2015 im Pariser Abkommen festgelegt haben: Die globale Erderwärmung soll möglichst auf 1,5°C gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter beschränkt werden. Zumindest aber soll die durchschnittliche Jahrestemperatur global betrachtet höchstens auf 2°C über dem Referenzzeitraum 1850-1900 steigen.

Zum IPCC Report Climate Change 2022 →

Bei einer Erwärmung von mehr als 1,5°C würden die Folgen den Klimaforscher:innen zufolge nur noch schwer zu kontrollieren und zunehmend gefährlich für Mensch und Ökosysteme sein. Würde diese Grenze in den kommenden Jahren tatsächlich einmalig überschritten, ist das zwar noch nicht mit einem dauerhaften Verfehlen des Klimaziels gleichzusetzen. Mit welch großen Schritten wir einer Klimakrise entgegensteuern, wird dennoch deutlich.  

Bei einer Erwärmung von über 1,5°C käme es zu rasant steigenden Meeresspiegeln, Gletscher und Eisflächen würden schmelzen, die Weltmeere versauern und wir wären allgemein extremeren Wetterlagen ausgesetzt. Etwa 50 % aller Menschen leben bereits in sogenannten Gefahrenzonen, in denen die Ökosysteme in Zukunft soweit zerstört werden könnten, dass ein menschliches Leben dort unmöglich wird. 

Um die Ausmaße der Klimafolgen noch einzugrenzen, empfiehlt der Weltklimarat einen schnellen und umfassenden Klimaschutz auf allen Ebenen. Dabei muss auch die Art und Weise, wie wir uns fortbewegen, eine Rolle spielen. Die deutsche Bundesregierung hat in ihrem Klimaschutzprogramm das Ziel definiert, die CO²-Emissionen des Verkehrssektors bis 2030 um etwa 40-42 % gegenüber dem Jahr 1990 zu senken - denn gut 25 % der weltweiten CO²-Emissionen werden vom Verkehrssektor verursacht, 18 % allein durch den Straßenverkehr (Stand: 2018). Hauptverursacher im Verkehr ist also nicht der Flugverkehr, wie fälschlicherweise angenommen werden könnte. 

Zum deutschen Klimaschutzprogramm 2030 →

Was bedeutet nachhaltige Mobilität?


Doch was müsste passieren, um die Ausstöße von Schadstoffen durch den Verkehr zu verringern? Was würde “nachhaltige Mobilität” bedeuten?

Im Allgemeinen bedeutet nachhaltig, dass die Bedürfnisse heutiger und zukünftiger Generationen gleichermaßen berücksichtigt werden. Die Vereinten Nationen fokussieren sich in ihrer Definition nachhaltiger Mobilität auf drei wesentliche Aspekte:  

  • Mobilitätsdienste und -infrastruktur fördern die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Menschen, heute und in Zukunft

  • Mobilität ist “sicher, bezahlbar, zugänglich, effizient und widerstandsfähig”

  • negative Umweltschäden wie durch den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid, Stickstoff etc. werden minimiert

Um Mobilität neu zu denken, ist es wichtig, sie nicht als reinen Selbstzweck zu verstehen. Warum wollen wir von A nach B gelangen? Zum Beispiel, um unserer Arbeit nachzugehen, um an Bildung teilzuhaben, Einkäufe zu erledigen, Freund:innen und Familie zu treffen, Sport zu treiben… Mobilität ist das Mittel, das uns all dies ermöglicht. Sich auf das “Warum” der Mobilität zu fokussieren, schafft Raum für Ansätze, die über gewohnte Muster hinausgehen. Dann ist wichtiger, dass wir bei Punkt B ankommen, als wie wir dort ankommen.

Im Fokus der Diskussion um eine nachhaltige Mobilität ist gemeinhin auch der Umstieg auf Elektromobilität. So wichtig und richtig dieser auch ist - für einen echten und nachhaltigen Mobilitätswandel reicht er alleine nicht. Wenngleich sie auch während der Fahrt keine Emissionen ausstoßen, so sieht dies während der Herstellung und der Stromerzeugung (solange es sich nicht um 100 % Ökostrom handelt) noch anders aus. Was es braucht, sind nicht nur andere, sondern vor allem weniger Fahrzeuge auf den Straßen.

Wieso Shared Mobility Teil der Lösung ist



                          Als Element des Umweltverbundes entlastet Shared Mobility die Natur. Mit dem Umweltverbund ist das Zusammenspiel umweltfreundlicher Fortbewegungsarten gemeint. Dazu zählen:  

                          • zu Fuß gehen

                          • ÖPNV

                          • Radfahren und Fahrradverleihsysteme

                          • Taxi fahren

                          • Carsharing

                          Vor allem in Städten und Regionen mit hoher Einwohnerdichte können Shared Mobility Angebote dazu beitragen, den Verkehr zu entlasten und die verkehrsbedingte Luftverschmutzung zu reduzieren. Das Umweltbundesamt hat 2017 geschätzt, dass in Deutschland durch Sharing Angebote, die intelligent mit dem öffentlichen Nahverkehr verknüpft sind, täglich bis zu 3.500 Tonnen CO² eingespart werden können.

                          Dahinter steht auch die Hoffnung, dass diese Angebote Nutzer:innen dazu bewegen können, ihren privaten PKW abzuschaffen oder keinen neuen anzuschaffen. Private PKW werden oftmals auf Basis des potentiellen maximalen Bedarfs angeschafft - so soll ein Familienwagen zum Beispiel groß genug sein für den einmal im Jahr stattfindenden Sommerurlaub. Das restliche Jahr wäre in den meisten Fällen ein kleineres Auto ausreichend. Und dass größere Fahrzeuge mehr Emissionen verursachen als kleinere, ist kein Geheimnis mehr.  

                          In der Shared Mobility wählen Nutzer:innen das Fahrzeug nach dem aktuellen Bedarf aus. Für Transporte darf es mal ein größerer Wagen sein, für den Ausflug zum See reicht auch ein Kleinwagen. Der Bundesverband CarSharing (bcs) führt es daher auf die folgenden Gründe zurück, warum Carsharing-Autos in der Regel umweltfreundlicher sind als die durchschnittlichen Privatwagen:

                           die Autos sind im Durchschnitt moderner, kleiner und energieeffizienter
                           der Anteil an Elektroautos ist in Carsharing-Flotten überdurchschnittlich hoch

                          Zudem setzen sich die Tarife des Carsharings aus den verschiedenen Kostenfaktoren zusammen und machen somit die realen Kosten einer Fahrt sichtbar. Bei der Nutzung des eigenen PKW kalkulieren die meisten nur die akut anfallenden Sprit- oder Energiekosten und vergessen den Rest der Rechnung, wie beispielsweise Anschaffung, Abnutzung oder Wartung. Bei einer transparenten Kostenübersicht sind Menschen jedoch eher dazu geneigt, nur die wirklich nötigen Wege zurückzulegen und sich für eine sinnvolle Fahrzeuggröße zu entscheiden.

                          Der Blaue Engel für Carsharing


                          Der Blaue Engel ist seit mehr als 40 Jahren das offizielle Umweltzeichen der Bundesregierung, bekannt zum Beispiel von Papierwaren. Doch es gibt den blauen Engel auch für Carsharing: So können sich Anbieter zertifizieren lassen und ihrem Angebot den angesehenen Stempel des Umweltzeichens aufdrücken.

                          Dafür müssen natürlich die vorgegebenen Kriterien erfüllt werden. Zu diesen zählen zum Beispiel Grenzwerte für den Ausstoß von Schadstoffen, eine stufenweise Modernisierung der Flotte und eine Quote an elektrisch betriebenen Autos. In einigen Kommunen profitieren die Anbieter dann von Vorteilen wie gesonderte Parkerlaubnisse.  

                          Nun könnte entgegengebracht werden, dass die Auslastung der Sharing Fahrzeuge häufig nur im einstelligen Prozentbereich liegt. Aber: Auch die Auslastung von Privatfahrzeugen ist gering. In Deutschland steht ein PKW durchschnittlich 23 Stunden am Tag parkend herum. Selbst wenn die Fahrleistung die gleiche bleibe, müssten in Zukunft weniger Autos produziert und sachgemäß entsorgt werden, wenn sich mehrere Menschen ein Fahrzeug teilen, sagt Professor Jochen Gönsch der Universität Duisburg-Essen. 

                          Und weniger Autos bedeutet auch, dass wertvolle Flächen frei werden und auf andere Art und Weise genutzt werden können. Das ist insbesondere in eng bebauten Städten relevant. Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) schätzt, dass durch Shared Mobility 86 % der Parkplatzbelegung reduziert werden kann. 

                          Unterschiedliche Effekte zwischen stationsbasierten und free-floating Angeboten


                          Ein Aber gibt es dennoch: Denn stationsbasierte und free-floating Sharing Angebote scheinen nicht denselben Effekt zu haben. Dem bcs zufolge nutzen die Kund:innen von stationsbasierten Angeboten zusätzlich häufiger den ÖPNV, als die Kund:innen von free-floating Angeboten. Auch führen stationsbasierte Angebote eher dazu, dass der eigene PKW abgeschafft wird. Während ein stationsbasiertes Sharing Auto 10 oder mehr private PKW ersetzt, sind es beim Free-floating nur drei ersetzte Privatwagen.  

                          Dem stationsbasierten Carsharing kann also ein höheres Potential zugesprochen werden, das Mobilitätsverhalten der Nutzer:innen zu verändern. Über die genauen Gründe dafür kann nur gemutmaßt werden, vermutlich spielt aber die Verlässlichkeit von stationsbasierten Angeboten eine Rolle. Bei diesen können Fahrzeuge im Voraus reserviert werden und die Abholorte sind klar definiert. Anders als beim Free-Floating, wo Fahrzeuge beliebig im Nutzungsgebiet geparkt und nur spontan gebucht werden können.

                          Als sinnvolle Standorte für Carsharing-Stationen gelten jene, die zum einen in der Nähe der Wohnorte der Nutzer:innen und zum anderen in der Nähe von ÖPNV-Haltestellen liegen. So lassen sich die Carsharing-Fahrten effizient in die alltäglichen Wege integrieren. Auch die immer mehr entstehenden Mobilitätsstationen tragen als Knotenpunkte zu einem einfacheren Wechsel zwischen Verkehrsmitteln bei. 

                          Und was ist mit Micro Mobility?  


                          Im Schatten der Argumente, warum Carsharing umweltfreundlich ist, steht die Micro Mobility. Insbesondere den E-Kickscootern wurde noch im Jahr 2019 durch die Universität North Carolina eine schlechte Klimabilanz ausgestellt, nicht zuletzt aufgrund des Materials, der Herstellung und der - bedingt durch unachtsame Behandlung - kurzen Lebensdauer. Wenn die Scooter darüber hinaus mit herkömmlich angetriebenen Fahrzeugen eingesammelt, umverteilt und zur Ladestation gefahren werden, verschlechtert sich die Bilanz abermals.  

                          Doch: In den letzten Jahren hat sich viel getan. Laut der Plattform Shared Mobility beträgt die Lebensdauer der E-Scooter heute mindestens 5 Jahre. Auch verfügen die meisten Modelle mittlerweile über austauschbare Batterien, die einfach gewechselt werden können. Die Scooter müssen dann nicht mehr mit großen Transportern zum Laden eingesammelt und anschließend wieder verteilt werden.

                          Nichtsdestotrotz bleibt der Vorwurf, dass die Tretroller eher für Strecken genutzt werden, die sonst zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt worden wären. Sie ersetzen also anders als das Carsharing keine private Autonutzung. Zu dem Ergebnis kommt jedenfalls eine Studie aus Zürich. Diese schlussfolgert aus ihren Ergebnissen ebenso, dass auch Sharing-E-Bikes eher anstatt des ÖPNV oder des eigenen (nicht elektrischen) Rads benutzt werden. Auch diese Strecken wären also laut der Studie in der Alternative emissionsärmer zurückgelegt worden.

                          Was die Anbieter von Micro Mobility dazu sagen? Micro Mobility kann nicht alleinstehend betrachtet werden, sondern funktioniert in Wegeketten. In einem gut durchdachten Konzept spielt der ÖPNV die Hauptrolle und Sharing Bikes und Scooter ergänzen diesen. Insbesondere in äußeren Stadtgebieten dienen Micro Mobility Dienste dazu, die “letzte Meile” bis zur oder von der ÖPNV-Haltestelle zu überbrücken.

                          Um zu urteilen, wie nachhaltig E-Scooter & Co. sind, muss man somit die Länge der Fahrten berücksichtigen. Auf kürzeren Strecken ersetzen Nutzer:innen eher einen Fußweg. Längere Trips hingegen können eine sinnvolle Ergänzung anderer öffentlicher Verkehrsmittel darstellen.

                                          Kann Shared Mobility nun also im Kampf gegen die Klimakrise helfen?


                                          Das große Problem des Verkehrssektors sind die vielen Autos auf den Straßen und Parkplätzen. Diese verbrauchen während ihres gesamten Lebenszyklus Ressourcen und nehmen Platz ein, der insbesondere in Städten auch für Grünflächen genutzt werden könnte.  

                                          Shared Mobility ist dann Teil der Lösung, wenn die Angebote dazu beitragen, dass Menschen sich seltener für den privaten PKW entscheiden. Dazu muss die Shared Mobility sich als Teil des Umweltverbundes begreifen und eine multimodale Verknüpfung mit anderen (öffentlichen) Diensten und Mobilitätsoptionen anstreben.

                                          Umso einfacher es wird, Carsharing, Bikesharing & Co. zu nutzen und umso mehr Wege und Bedürfnisse diese abdecken, desto mehr Menschen könnten sich auch dauerhaft von ihrem eigenen Auto verabschieden. Und umso mehr Menschen Sharing Angebote nutzen, desto größer sind die ökologischen Effekte. Auch deshalb arbeitet MOQO daran, alle beteiligten Akteure von Shared Mobility Angeboten auf einer Mobilitätsplattform miteinander zu vernetzen und gemeinsam mit den Anbietern den Wandel der Mobilität zu beflügeln. 

                                          MOQO 7 Juni, 2022
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